Fachkräfte: Kompetenzen für die Wasserstofftechnologie sind schon jetzt gefragt
Eine Auswertung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) von Stellenanzeigen aus der JOBBÖRSE der Bundesagentur für Arbeit gibt erste Einblicke in die Nachfrage nach Kompetenzen mit direktem Bezug zu Wasserstofftechnologien auf dem Arbeitsmarkt. In 25 Berufsgruppen wurden im Oktober und November 2019 in Stellenanzeigen Kompetenzen in der Wasserstofftechnologie von den Betrieben nachgefragt.
Insbesondere bei fachlich einschlägigen Berufsgruppen wie „Technische Forschung und Entwicklung“, „Maschinenbau- und Betriebstechnik“, „Elektrotechnik“, „Chemie“ und „Energietechnik“ war dies der Fall. Darüber hinaus wurden auch Berufe nachgefragt, die für die organisatorischen Rahmenbedingungen in den Unternehmen der Wasserstoffwirtschaft sorgen. Dazu zählen die Tätigkeitsfelder „Unternehmensorganisation und -strategie“, „Ver- und Entsorgung“ sowie „Einkauf und Vertrieb“.
Betriebe suchten in knapp 90 Prozent der Stellenanzeigen Personen mit einer Berufsausbildung oder einem mindestens vierjährigen Hochschulstudium. Dagegen wurde vergleichsweise selten ein Meister-, Techniker-, Fachwirt- oder Bachelorabschluss gefordert. Ein Grund dafür könnte sein, dass wasserstoffbezogene Technologien gegenwärtig nicht so standardisiert sind, als dass sie schon systematischer Teil von Ausbildungsinhalten sein könnten. „Entsprechend vermuten Betriebe diese Kompetenzen wohl eher bei den hochqualifizierten Arbeitskräften.“, erklärt der IAB-Forscher Michael Stops. Gleichzeitig bedürfe es zum Aufbau entsprechender technischer Strukturen auch Fachkräfte mit einer technischen Ausbildung oder aus der Verwaltung und Logistik, so Stops weiter.
Regional zeigt sich nur in einigen wenigen Regionen eine Nachfrage, dies aber sowohl in ländlichen Räumen wie im Landkreis Dithmarschen als auch in städtischen Regionen wie Dresden. Insgesamt ist die Nachfrage tendenziell in Regionen mit einer hohen Bevölkerungsdichte, einer niedrigen Arbeitslosigkeit und einer geringen Zahl von offenen Stellen gemessen an der Zahl der Arbeitslosen größer.
IAB-Forscher Markus Janser erklärt: „Bei wachsendem Personalbedarf und zunehmend fehlender qualifikatorischer Passung könnten sich Fachkräfteengpässe ergeben oder verstärken.“ Wichtig sei es, die Entwicklung in der Wasserstoffwirtschaft weiter zu verfolgen, da der Bereich sehr dynamisch ist. „Die Wasserstoffwirtschaft wird eine besondere Bedeutung auf dem Weg zur Klimaneutralität haben. Es ist zu erwarten, dass sich dies zunehmend auf dem Arbeitsmarkt zeigt,“ so Veronika Grimm. Veronika Grimm ist Professorin für Volkswirtschaftslehre an der FAU und wurde 2020 in den Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung berufen.
Die Studie ist abrufbar unter http://doku.iab.de/kurzber/2021/kb2021-11.pdf.
Quelle: IAB, 22. Juni 2021