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BA-Regionaldirektion NRW: Auch 2020 bleibt Arbeitsmarkt robust

Der Arbeitsmarkt in Nordrhein-Westfalen hat sich 2019 robust gegen konjunkturelle Schwankungen gezeigt. Im Jahresdurchschnitt waren landesweit rund 635.000 Menschen arbeitslos gemeldet. Damit lag die Arbeitslosigkeit im Jahresverlauf um rund 16.000 Personen oder 2,4 Prozent unter der des vorhergehenden Jahres. Auswirkungen der wirtschaftlichen Abkühlung zeigten sich am NRW-Arbeitsmarkt in einigen Branchen und Regionen. Der Arbeitsmarkt werde sich auch 2020 von seiner robusten Seite zeigen, sagte Torsten Withake neuer Leiter der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit.

„Der Arbeitsmarkt in NRW hat sich 2019 sehr robust gegen die konjunkturelle Abkühlung gezeigt“, sagte Torsten Withake, vom 1. Dezember an Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit. Der Arbeitsmarktexperte sieht dahinter eine Entwicklung, die auch 2020 weiter anhalten werde: „Der Arbeitsmarkt hat sich zumindest teilweise von der Konjunktur abgekoppelt. 2019 haben wir in NRW die vor wenigen Jahren kaum für möglich gehaltene Rekordmarke von sieben Millionen sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten überschritten. Ende des Jahres werden wir in NRW rund 7,2 Millionen Beschäftigte haben. Vor zehn Jahren waren es noch 5,9 Millionen.“

Ausschlaggebend dafür seien zwei Entwicklungen: „Zum einen entstehen immer mehr Arbeitsplätze in Branchen, die wenig von der Konjunktur beeinflusst werden. Dazu gehören beispielsweise die Pflege und andere Berufe in den Gesundheitsbranchen. Aber auch die Informations- und Kommunikationsunternehmen bauen weiter Beschäftigung auf.“

Hinzu komme, dass der demografische wie der technologische Wandel zu einem steigenden Bedarf an Fachkräften führe: „Die Agenturen für Arbeit melden aus dem gesamten Land trotz der konjunkturellen Abkühlung weiter steigende Engpässe in vielen Berufsbildern. Der Fachkräftemangel besteht noch nicht landesweit, doch je nach Region und Branche wird es für Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber eng. Das führt auch an Arbeitsmärkten, die früher eher konjunkturell sensibel reagiert haben, zu einem Umdenken bei den Unternehmen. Viele suchen nach Wegen, ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter trotz nachlassender Aufträge zu halten. Und andere Unternehmen sichern sich jetzt bereits Fachkräfte für die nahe Zukunft.“

Arbeitslosigkeit in der Arbeitslosenversicherung steigt

In NRW liegt die Zahl der arbeitslos gemeldeten Menschen im Jahresdurchschnitt bei landesweit rund 635.000 Personen. Über das ganze Jahr gesehen liegt die Arbeitslosigkeit damit weiter um rund 16.000 Personen oder 2,4 Prozent unter der des vorhergehenden Jahres. Allerdings ist die Arbeitslosigkeit in der Arbeitslosenversicherung im Vorjahresvergleich gestiegen. So bezogen im November 2019 186.989 Menschen Arbeitslosengeld – 12.980 Personen oder 7,5 Prozent mehr als vor einem Jahr. Im Jahresschnitt steigt die Arbeitslosigkeit in der Arbeitslosenversicherung dadurch um 3,1 Prozent oder rund 5.700 Personen. Anders entwickelte sich hingegen die Zahl der arbeitslos gemeldeten Menschen in der Grundsicherung. Hier sinkt die Arbeitslosigkeit im Jahresdurchschnitt um rund 21.500 Personen oder 4,6 Prozent auf 444.400 arbeitslos gemeldete Menschen.

Im Anstieg der Arbeitslosigkeit in der Arbeitslosenversicherung zeige sich die Auswirkung der konjunkturellen Abkühlung, sagte Withake: „Bereits seit Mai liegt die Arbeitslosigkeit in der Arbeitslosenversicherung Monat um Monat über der des Vorjahres. Das hat dazu geführt, dass der Abstand der gesamten Arbeitslosigkeit aus Arbeitslosenversicherung und Grundsicherung zum Vorjahr immer weiter abgeschmolzen ist.“ Vor einem Jahr habe die landesweite Arbeitslosigkeit noch 7,6 Prozent niedriger gelegen. Im aktuellen November 2019 sei nun das Niveau des Vorjahres erreicht: „Im November waren landesweit 933 Menschen oder 0,2 Prozent mehr arbeitslos gemeldet, als im November vor einem Jahr.“

Dabei habe die Entwicklung am Arbeitsmarkt je nach Region sehr unterschiedliche Richtungen eingeschlagen: „In Regionen wie dem Rheinland, das sehr vom Dienstleistungssektor geprägt ist, lag die Arbeitslosigkeit im November zum Teil noch deutlich unter der des Vorjahres. Anders sieht es hingegen in Regionen wie Südwestfalen aus. Hier ist ein großer Anteil der Menschen im eher exportabhängigen produzierenden Gewerbe oder in Branchen wie der Logistik oder der Zeitarbeit beschäftigt, die eher auf konjunkturelle Schwankungen reagieren.“ In Südwestfalen lag die Zahl der arbeitslos gemeldeten Menschen im November um 6,3 Prozent oder 2.277 Personen über der des Vorjahres. „Diese Steigerung mutet hoch an. Doch auch hier ist das Ausgangsniveau sehr niedrig. Nach wie vor liegt Südwestfalen auf dem zweitniedrigsten Niveau bei der Arbeitslosigkeit in ganz NRW. Die Abkühlung hat ihre Spuren hinterlassen, der Arbeitsmarkt bleibt aber weiter stabil.“

Withake sagte, er erwarte, dass diese Entwicklung auch im Jahr 2020 anhalte: „Wir sind weit entfernt von den großen Arbeitslosenzahlen der Vergangenheit. Der Arbeitsmarkt wird sich auch 2020 weitestgehend robust gegen konjunkturelle Einflüssen zeigen.“

Arbeitsmarkt muss individueller werden

Als Herausforderung der Zukunft sieht Withake die Begleitung und Beratung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern sowie die von Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern: „Wir müssen die Dimensionen deutlich unterscheiden. Auch wenn der Arbeitsmarkt weiter robust bleibt, ist die Arbeitslosigkeit für jede einzelne Person ein existentiell bedeutsamer Einschnitt. Diese Menschen müssen wir fest in den Blick nehmen und sie dabei unterstützen und ermutigen, ihre Fähigkeiten und Kompetenzen weiter zu entwickeln, damit sie nicht nur wieder zurück in Arbeit finden, sondern auch die Möglichkeit erhalten, ihre Leben aktiv selbst zu gestalten.“

Dazu gehöre ein gutes Angebot an Weiterbildungs- und Qualifizierungsmöglichkeiten: „Es sind nicht nur Menschen ohne ausreichende Qualifikation, die auf strukturellen und technologischen Wandel eine Antwort finden müssen. Wir benötigen auch gute Angebote für alle Beschäftigten in NRW, die sich Sorgen um ihre Zukunft machen oder sich weiterentwickeln wollen.“

Unternehmen stünden vor vergleichbaren Herausforderungen, sagte Withake: „Die größte Herausforderung erwartet uns noch: Wir müssen uns besser um die Qualifizierung von Menschen zu Fachkräften mit aktuellem Wissen kümmern, um den Wirtschaftsstandort NRW dauerhaft zu festigen.“ Ein besonderer Fokus liege dabei auf kleinen und mittelständischen Unternehmen: „Wir möchten gerne eine Kultur der Qualifizierung fördern. Wir wollen die Menschen und ihre Betriebe für Weiterbildung gewinnen.“

Eine Schlüsselrolle sieht der Arbeitsmarktexperte dabei im kontinuierlichen Auf- und Ausbau leistungsfähiger Netzwerke mit allen Partnern am Arbeitsmarkt: „Wir müssen noch individueller und lokaler werden. Nur so können wir den Bedürfnissen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern sowie der Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber gerecht werden. Das geht am besten, wenn alle Akteure am Arbeitsmarkt sich eng zusammenschließen und miteinander gut abgestimmt Angebote unterbreiten und kooperieren.“

Denn, davon ist Withake überzeugt: „Eine der größten arbeitsmarktpolitischen Herausforderungen der kommenden Jahre wird es sein, dass uns die qualifizierten Arbeitskräfte nicht ausgehen.“

Quelle: Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit, 29. November 2019