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Studie: Diskriminierung von Bewerberinnen aufgrund von unterstelltem Kinderwunsch

Kinderbedingte Fehlzeiten und mögliche Babypausen können ein Einstellungshindernis für junge Frauen darstellen - sofern sie sich nicht auf  Vollzeitstellen bewerben. Darauf deuten die Ergebnisse eines aktuellen IZA-Forschungspapiers hin.

Kinderbedingte Fehlzeiten und mögliche Babypausen können ein Einstellungshindernis für junge Frauen darstellen – sofern sie sich nicht auf  Vollzeitstellen bewerben. Darauf deuten die Ergebnisse eines aktuellen IZA-Forschungspapiers von Sascha O. Becker, Ana Fernandes und Doris Weichselbaumer hin. In einem großangelegten Feldversuch hatte das Forscherteam rund 9.000 fiktive Bewerbungen auf Voll- und Teilzeitstellen in Deutschland, der Schweiz und Österreich verschickt.

Die Auswertung der Einladungen zum Vorstellungsgespräch zeigte eine Ungleichbehandlung der Bewerberinnen nur bei Teilzeitstellen. Nach Einschätzung der Studienautoren signalisiert das Interesse an einer Vollzeitstelle, dass eine ganztägige Kinderbetreuung gewährleistet ist und das berufliche Engagement nicht unter familiären Verpflichtungen leiden würde.

Bei den Bewerbungen auf Teilzeitstellen hingegen gab es klare Unterschiede in der Häufigkeit positiver Rückmeldungen. Mütter von Kleinkindern kamen seltener zum Zuge als gleichaltrige Bewerberinnen mit Grundschulkindern. Laut Studie gehen die Arbeitgeber offenbar davon aus, dass es bei älteren Kindern seltener zu krankheitsbedingten Fehlzeiten oder Betreuungsengpässen kommt. Zudem ist die Chance größer, dass die Familienplanung bereits abgeschlossen ist.

Im Gegensatz dazu erscheint bei verheirateten Frauen ohne Kinder das „Risiko“ einer demnächst bevorstehenden Schwangerschaft mit anschließender Elternzeit besonders hoch. Sie erhielten deutlich weniger Einladungen zum Vorstellungsgespräch als kinderlose Single-Frauen und lagen sogar ganze 14 Prozentpunkte hinter den Müttern älterer Kinder.

Die durchschnittliche Einladungsquote betrug sowohl bei Teilzeit- als auch bei Vollzeitstellen rund 19 Prozent. Damit waren die weiblichen Bewerberinnen übrigens erfolgreicher als ihre männlichen Konkurrenten, deren fiktive Bewerbungen in weniger als 12 Prozent der Fälle eine positive Rückmeldung erhielten. Für die Autoren ist das ein Indiz für weiterhin bestehende Geschlechterstereotype seitens der Arbeitgeber: Die Bewerbungen waren ausschließlich für „typisch weibliche“ Jobs im Sekretariat oder in der Buchhaltung  verschickt worden.

Download der Studie:

IZA Discussion Paper No. 12308 Discrimination in Hiring Based on Potential and Realized Fertility: Evidence from a Large-Scale Field Experiment Sascha O. Becker, Ana Fernandes, Doris Weichselbaumer

Quelle: Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit, 12. Mai 2019