Umfrage: Frauenmangel im Betriebsrat
Frauen sind in Betriebsräten deutlich unterrepräsentiert, zeigt eine aktuelle Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Oft gibt es schlicht zu wenige Mitarbeiterinnen, die für den Betriebsrat kandidieren wollen.
In deutschen Betriebsräten sitzen durchschnittlich 26 Prozent Frauen. In Unternehmen des Produzierenden Gewerbes sind es nicht einmal 24 Prozent, in jedem fünften Unternehmen sind Frauen im Betriebsrat zudem unterrepräsentiert. Lediglich Dienstleistungsunternehmen verzeichnen eine Frauenquote von 38 Prozent, das liegt am höheren Anteil weiblicher Beschäftigter in der Branche.
Auch der Betriebsratsvorsitz liegt selten in weiblicher Hand, nur in 18 Prozent der befragten Unternehmen leitet eine Frau das Gremium. Die Umfrage zeigt: Je mehr Frauen im Unternehmen arbeiten, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Frau den Betriebsrat leitet. Außerdem steigen die Chancen, wenn es in der Belegschaft viele Hochschulabsolventen gibt.
Das Gesetz verpflichtet deutsche Unternehmen, beide Geschlechter im Betriebsrat angemessen zu berücksichtigen. Allerdings haben viele Firmen Schwierigkeiten, genug Frauen für die Posten zu finden: Oft gibt es schlicht zu wenig Kandidatinnen. „Frauen bewerben sich besonders selten für Positionen, die sehr zeitaufwändig sind, so wie das Amt des Vorsitzenden“, sagt Studienautor und Tarifexperte Hagen Lesch. Dabei zeigen sich ähnliche Probleme wie bei sonstigen Führungspositionen, auf die sich Frauen ebenfalls seltener bewerben.
Ein typischer Betriebsratsvorsitzender in Deutschland ist männlich und über 50 Jahre alt. Bei den Betriebsratswahlen 2018 gingen drei Viertel aller wahlberechtigten Mitarbeiter an die Urne, in kleinen und mittleren Betrieben lag die Wahlbeteiligung sogar bei über 80 Prozent. Für die IW-Betriebsratswahlbefragung 2018 wurden 1.140 Unternehmen mit Betriebsrat befragt.
IW-Trends
Christian Kestermann / Hagen Lesch / Oliver Stettes: Betriebsratswahlen 2018 – Ergebnisse der IW-Betriebsratswahlbefragung
Quelle: IW Köln, 4. Februar 2019