IAQ-Studie zur Berufsorientierung jugendlicher Flüchtlinge: Wie Akteure vor Ort kooperieren können
Jugendliche, die nach Deutschland geflüchtet sind, müssen sich nicht nur im fremden Land zurechtfinden und die Sprache erlernen, auch der künftige Berufsweg ist zu planen. Bei der Orientierung helfen vor Ort viele Beteiligte – Berufskollegs, öffentliche und freie Jugendhilfe, Arbeitsagentur, Jobcenter und verschiedene Beratungsstellen. Vorbeugende Sozialpolitik setzt darauf, dass die lokalen Akteure kooperieren, um Lösungen zu finden, die den individuellen Potenzialen der Geflüchteten, ihrer Lebenssituation und ihren persönlichen Zielen entsprechen. Das Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen (UDE) hat in einer aktuellen Studie für das Institut für gesellschaftliche Weiterentwicklung (FGW) untersucht, wie "Integration durch Bildung" funktionieren kann, welche Netzwerkstrukturen nötig sind und wie sich die Kooperation vor Ort weiterentwickeln lässt.
Die IAQ-Forscherinnen Dr. Karola Köhling und Prof. Dr. Sybille Stöbe-Blossey haben dazu Interviews mit beteiligten Akteuren in 19 Kommunen in NRW geführt. Als Pluspunkt in Nordrhein-Westfalen erweist sich dabei die Landesförderung von Vernetzungsinstitutionen – in fast allen Städten und Kreisen gibt es inzwischen Kommunale Integrationszentren, Bildungsbüros und Koordinierungsstellen für Berufsorientierung. Auch wenn diese Institutionen lokal unterschiedliche Arbeitsschwerpunkte haben, so spielen sie doch allgemein eine wichtige Rolle bei der Aufgabe, die Vernetzung der Akteure zu fördern. Oft stoßen sie Prozesse des Austauschs an und tragen dazu bei, wechselseitiges Wissen und Vertrauen aufzubauen. In den meisten Kommunen sind Gremien und Arbeitskreise aufgebaut worden; darüber hinaus zeigt sich, dass oft informelle Kontakte genutzt werden, um individuelle Lösungen für Jugendliche zu finden.
Anhand von Beispielen aus der lokalen Praxis zeigt die Studie, dass der Austausch von Informationen, eine Verknüpfung von Fördermöglichkeiten unterschiedlicher Akteure und Absprachen für die Begleitung von Übergängen von hoher Bedeutung sind – sowohl bei der Gestaltung des lokalen Angebotsspektrums als auch bei der Bearbeitung von Einzelfällen. „Für die (Weiter-)Entwicklung von Kooperation ist es sinnvoll, von den vorhandenen Strukturen auszugehen und sie optimal zu nutzen“ plädiert Dr. Karola Köhling. Chancen sehen die IAQ-Forscherinnen vor allem darin, Strukturen und Prozesse, die angesichts von großen Zahlen an neu zugewanderten Jugendlichen quasi im „Krisenmodus“ entwickelt wurden, zu überprüfen, zu modifizieren, zu ergänzen und nachhaltig zu verankern. „Das ist wichtig, weil Integration Zeit braucht und nicht mit Maßnahmen der Erstförderung abgeschlossen ist“, so Prof. Dr. Sybille Stöbe-Blossey. „Zudem lassen sich die oft positiven Erfahrungen nutzen, um die Kooperation in der vorbeugenden Sozialpolitik auch im Hinblick auf andere Arbeitsfelder weiterzuentwickeln.“
Eine ausführliche Darstellung der Forschungsergebnisse erscheint Anfang 2019 im Verlag Springer-VS.
Weitere Informationen:
Köhling, Karola / Stöbe-Blossey, Sybille 2018:
Kooperation von Akteuren vorbeugender Sozialpolitik. Eine Analyse am Beispiel der Berufsorientierung jugendlicher Flüchtlinge (unter Mitarbeit von Philipp Hackstein). Vorbeugende Sozialpolitik ; 13. Düsseldorf: FGW Volltext
Für weitere Fragen stehen Ihnen zur Verfügung:
Dr. Karola Köhling
Prof. Dr. Sybille Stöbe-Blossey
Quelle: IAQ, 23. Oktober 2018