Der "Makel" der Vermittlung von Jobsuchenden durch Arbeitsagenturen
Eines der wichtigsten Instrumente der aktivierenden Arbeitsmarktpolitik in vielen Ländern ist die Stellenvermittlung durch die Arbeitsagenturen. Selbst bei einem passgenauen Qualifikationsprofil erfordert eine erfolgreiche Vermittlung jedoch einerseits ernsthafte Bemühungen seitens der Stellenbewerber, andererseits eine unvoreingenommene Prüfung der Bewerbungen durch die Unternehmen. Ein belgisches Forscherteam hat nun untersucht, ob den Bewerbenden von vornherein ein gewisser Makel anhaftet, wenn sie über die Arbeitsagentur vermittelt wurden.
Dazu führten die Ökonomen ein Experiment durch, in dem über 200 Personalverantwortliche jeweils fünf fiktive Stellenbewerber anhand der „Papierform“ bewerten sollten. Dabei variierten sie verschiedene Merkmale der Bewerbenden wie Geschlecht, Qualifikationsniveau, Berufserfahrung und Arbeitslosigkeitsdauer. Zudem ging aus der Bewerbung hervor, ob die Kandidaten sich aus eigener Initiative oder auf Vermittlung der Arbeitsagentur beworben hatten.
Geringere Motivation unterstellt
Die Personaler stuften die Bewerber nach erwarteter Motivation, kognitiven und sozialen Fähigkeiten ein und gaben an, wen sie zu einem Vorstellungsgespräch einladen würden. In allen Belangen schnitten die von der Arbeitsagentur vermittelten Bewerber schlechter ab als vom Lebenslauf her vergleichbare Kandidaten, die sich eigeninitiativ beworben hatten. Ausschlaggebend für die geringere Einladungswahrscheinlichkeit war die als deutlich schwächer eingeschätzte Motivation der vermittelten Bewerber.
Außerdem wurden die Personalentscheider gefragt, welche Bewerber nach ihrer Einschätzung bereits von anderen Arbeitgebern abgelehnt worden waren. Hierbei machte es entgegen der Erwartung der Forscher keinen Unterschied, ob die Bewerber von der Arbeitsagentur vermittelt worden waren oder nicht.
Download der Studie:
IZA Discussion Paper No. The Signal of Applying for a Job under a Vacancy Referral Scheme Eva Van Belle, Ralf Caers, Marijke De Couck, Valentina Di Stasio, Stijn Baert
Quelle: Institut Zukunft der Arbeit, 6. Juli 2018