Tag der Rentenlücke am 27. April: 32 Prozent weniger Altersrente für Frauen
Frauen und Männer haben unterschiedlich hohe Stundenlöhne und Monatseinkommen, aber auch ungleiche Renten. In diesem Jahr steht der 27. April symbolisch für diese Rentenlücke, die 32 Prozent beträgt, wie die WZB-Wissenschaftlerin Ellen von den Driesch berechnet hat.
Der 27. April markiert also den ganzen Umfang der Ungleichheit zwischen männlichen und weiblichen Erwerbstätigen. Zur Erklärung: Die Lücke des Lebenseinkommens, also der Rente aus eigener Erwerbstätigkeit, liegt zwischen Frauen und Männern, die 2016 erstmalig Altersrente bezogen haben, bei 32 Prozent. In anderen Worten: Angenommen, die Altersrente würde tageweise gezahlt und der Zahlbetrag wäre für Männer und Frauen gleich hoch – dann würden Frauen bis zum 27. April, also 117 Tage lang, kein Geld bekommen.
Im Vergleich zum Equal Pay Day (18. März) liegt der Tag der Rentenlücke mehr als einen Monat später im Jahr, weil nicht nur die Einkommensunterschiede im Stundenlohn betrachtet werden, sondern die kumulierten Einkommensunterschiede über das gesamte Leben. "Erst die Rentenlücke zeigt damit das wahre Ausmaß der Geschlechterungleichheit auf dem Arbeitsmarkt", sagt WZB-Forscherin Ellen von den Driesch, die die Rentenlücke der Rentenneuzugänge berechnet hat – also von Männern und Frauen, die größtenteils in den 1950er Jahren geboren sind.
Bei der Rente bestehen erhebliche Ost-West Unterschiede. Während Frauen in den alten Bundesländern 2016 durchschnittlich eine gesetzliche Altersrente in Höhe von 62 Prozent der Altersrente von Männern erhalten (631 € zu 1.013 €), erhalten Frauen in den neuen Bundesländern 90 Prozent der durchschnittlichen Männerrente (887 € zu 989 €).
Die Gründe hierfür: Frauen arbeiten vor allem in Westdeutschland häufiger in Teilzeit, in schlechter bezahlten Berufen und haben längere und häufigere unfreiwillige Erwerbsunterbrechungen als Männer. Das bedeutet: schlechtere Aufstiegschancen, weniger Erwerbsjahre und ein geringeres Einkommen.
Für mehr Arbeitsgerechtigkeit müssen Frauen die Chance haben, mehr Stunden im Beruf zu arbeiten und Männer im Gegenzug mehr in unbezahlte Haus- und Familienarbeit investieren. Dringend müssen aber auch mehr Betreuungsplätze für Kinder angeboten werden. Die Entwicklung der Rentenlücke der Zukunft wird somit davon abhängen, wie sich die Erwerbsverläufe der heute jungen Frauen und Männer entwickeln.
Noch eine erfreuliche Nachricht zum Schluss: Die Rentenlücke sinkt kontinuierlich. Vor zwei Jahren lag sie noch bei 45 Prozent. In dem Jahr war die Lücke allerdings besonders hoch, da sich hier der Sondereffekt durch die Mütterrente niedergeschlagen hat, wodurch besonders viele westdeutsche Frauen mit geringen Rentenbezügen in die Berechnungen mit eingeflossen sind.
Quelle: Wissenschaftszentrum Berlin 2018