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Geflüchtete und duale Ausbildung. Ergebnisse einer Umfrage des BIBB-Expertenmonitors

Jungen Geflüchteten Zugang zur dualen Berufsausbildung zu ermöglichen, ist nicht nur für ihre gesellschaftliche Integration von Wert, sondern auch für die duale Berufsausbildung selbst. Zu dieser Einschätzung gelangt die Mehrheit der rund 660 Berufsbildungsfachleute, die sich an der Umfrage des BIBB-Expertenmonitors zur dualen Ausbildung junger Geflüchteter beteiligten.

Zwei Drittel der befragten Experten und Expertinnen erwarten, dass der Beitrag, den die duale Berufsausbildung für die Integration junger Geflüchteter zu leisten vermag, dazu führt, dass das duale System noch mehr wertgeschätzt wird. Gleich viele bauen darauf, dass die für junge Geflüchtete entwickelten Ausbildungskonzepte benachteiligten jungen Menschen insgesamt zu Gute kommen werden. Nahezu geschlossen sprechen sie sich für eine Unterstützung im Übergangsprozess aus, die Sprachförderung und Berufsorientierung umfasst und miteinander verschränkt.

Um die heterogenen Bildungsvoraussetzungen und spezifischen Lebenslagen junger Geflüchteter mit
einer dualen Berufsausbildung zu vereinbaren, halten die Berufsbildungsfachleute bestimmte Formen einer flexiblen Ausbildungsgestaltung für sinnvoll. Als zielführend werden vor allem solche Ansätze erachtet, die eine zeitliche Flexibilisierung vorsehen - entweder indem die Ausbildungsdauer bedarfsgerecht verlängert werden kann oder der betriebliche Teil der Ausbildung als Teilzeitberufsausbildung angelegt wird, um parallel dazu an Sprachförderungsmaßnahmen teilnehmen zu können.

Darüber hinaus sehen die Experten und Expertinnen aber auch Bedarf, junge Geflüchtete - aber auch
die ausbildenden Betriebe - über die Ausbildungszeit hinweg zu begleiten und zu unterstützen. Mit
Blick auf die jungen Geflüchteten sind nach einhelliger Expertenmeinung hierfür unter anderem ausbildungsbegleitende Hilfen zweckmäßig, die unmittelbar mit Ausbildungsbeginn einsetzen. Als Unterstützungsleistung für die ausbildenden Betriebe kommt aus Expertensicht unter anderem ein externer Ansprechpartner in Betracht, der in schwierigen Ausbildungssituationen Hilfestellung bietet.

Bei der Frage, ob junge Geflüchtete verstärkt für Ausbildungsberufe mit Nachwuchsproblemen gewonnen werden können, warnen die Experten und Expertinnen vor zu hohen Erwartungen. Aus ihrer Sicht lässt sich der Ausbildungszugang von Geflüchteten nicht auf die besonders betroffenen Ausbildungsberufe des Gastgewerbes und Lebensmittelhandwerks kanalisieren. Die Berufswünsche junger Geflüchteter scheinen sich nicht substanziell von denen anderer ausbildungsinteressierter junger Menschen zu unterscheiden. Bleiben diese beruflichen Wünsche junger Geflüchteten beim Ausbildungszugang unberücksichtigt, besteht die Gefahr, dass die duale Berufsausbildung ihr Potenzial einbüßt, die Grundlage für anschließende Beschäftigung und damit selbstständige Lebensführung zu legen.

Damit dürfte die Chance, die der Zugang junger Geflüchteter zur dualen Berufsausbildung birgt, weniger darin liegen, bestehende Probleme am Ausbildungs- und Fachkräftemarkt zu bewältigen, als vielmehr darin, einen Beitrag zu leisten, das Aufkommen weiterer Problemlagen abzuwenden.

Weitere Informationen

Ebbinghaus, Margit; Gei, Julia: Duale Berufsausbildung junger Geflüchteter. Ergebnisse aus dem BIBB-Expertenmonitor Berufliche Bildung. Vorabversion, Mai 2017 (PDF)

Quelle: www.ueberaus.de, 22. Mai 2017