NRW: Geflüchtete Menschen haben 2016 über 100.000 Förderangebote der Bundesagentur für Arbeit genutzt
Über 100.000 Förderangebote der Agenturen für Arbeit sind in den ersten drei Quartalen 2016 von geflüchteten Menschen genutzt worden, um ihren Einstieg in den Arbeitsmarkt in NRW vorzubereiten. Viele dieser Menschen beenden in den kommenden Monaten ihre Kurse und Programme und suchen eine Beschäftigung am 1. Arbeitsmarkt.
„Die große Zahl der Förderungen zeigt, dass die Menschen, die vor bewaffneten Konflikten in ihrer Heimat nach NRW geflohen sind, sehr motiviert sind und schnell auf eigenen Füßen stehen wollen", sagte Christiane Schönefeld, Vorsitzende der Geschäftsführung der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit. „Hinter den über 100.000 Förderungen stehen viele individuelle Ansätze, um in Arbeit- oder Ausbildung zu kommen. Dabei reicht selten nur eine Fördermaßnahme aus. Grundlegend ist die Förderung der sprachlichen Kenntnisse, dann folgt die der beruflichen Kompetenzen. Schon der nächste Schritt kann in einen Betrieb führen, sei es mit einem Praktikum oder bereits als Arbeitnehmerin oder Arbeitnehmer".
Die aktuelle Förderstatistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) umfasst die ersten drei Quartale des vergangenen Jahres: „In den ersten neun Monaten haben wir 53.000 Förderungen möglich gemacht. Dazu kamen 47.000 Menschen, die Anfang 2016 unsere Einstiegskurse besucht haben, die die ersten, grundlegenden Sprachkenntnisse vermittelten", sagte Schönefeld. „Für uns war es wichtig, schnell auf die Herausforderung zu reagieren, die die große Anzahl geflüchteter Menschen für NRW bedeutete. Auch wenn es manchmal geruckelt hat - der Bedarf war da und die hohe Inanspruchnahme der Angebote zeigt, dass wir richtig gehandelt haben".
Die zügige Einrichtung der Integration Points in allen Agenturen für Arbeit hält Schönefeld für den Schlüssel zum Erfolg: „Seit Januar des vergangenen Jahres gibt es in NRW flächendecken Integration Points, die zentralen Anlaufstellen für die Belange von Menschen, die als Geflohene nach NRW gekommen sind. Hier gelingt es uns, diese Menschen zu erreichen und individuell auf ihre Bedürfnisse einzugehen." Zwischen Rhein und Weser gibt es derzeit 49 Integration Points mit 82 Geschäftsstellen: „Die Förderung geflüchteter Menschen geht nicht zu Lasten anderer Menschen, die ebenfalls unsere Unterstützung benötigen. Wir haben im Gegenteil 2016 unsere Angebote für alle ausbauen können. Für die Integration Points hat die BA zusätzliches Personal eingestellt und zusätzliche, von der Bundesregierung zur Verfügung gestellte Mittel investiert."
Anfang Januar waren in NRW 111.688 Personen aus dem Zusammenhang der Fluchtmigration arbeitssuchend gemeldet, davon 48.567 Menschen arbeitslos. „Der größte Teil der rund 63.000 arbeitssuchenden geflüchteten Menschen, die nicht als arbeitslos gemeldet sind, nimmt derzeit an Programmen und Maßnahmen teil", erklärte die Arbeitsmarktexpertin. „Neben den maßgeschneiderten Angeboten der BA sind das auch die Integrationskurse des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) sowie Programme des Landes und des Bundes. Für uns ist es wichtig, dass wir Engpässe angehen. Zwar gibt es mittlerweile erste Lösungsansätze für ältere Jugendliche, die in NRW einen Schulabschluss nachmachen wollen, dies sind allerdings noch keine flächendeckenden Programme".
Schönefeld betonte, dass die Integration geflüchteter Menschen in Arbeit und Gesellschaft eine Gemeinschaftsaufgabe ist: „Die BA kann gemeinsam mit anderen Institutionen die Menschen darin unterstützen, sich für den Arbeitsmarkt in NRW nachhaltig zu qualifizieren. Mehr als 100.000 Förderungen im vergangenen Jahr sind ein erfolgreicher erster Schritt. Doch ohne die Bereitschaft der Arbeitgeber, den Menschen eine Chance in Unternehmen zu geben, werden wir die Integration nicht erfolgreich abschließen können", sagte Schönefeld. „Deshalb gibt es von uns ein Kooperationsangebot für Arbeitgeber, die die Beschäftigung oder Ausbildung geflüchteter Menschen planen und vielleicht mit weiterer Qualifizierung verzahnen wollen".
Für viele geflüchtete Menschen beginnt im zweiten Jahr nach ihrer Flucht der nächste und entscheidende Schritt der Eingliederung. Die Agenturen für Arbeit haben im November und Dezember mit über 1.000 Unternehmen konkret über Möglichkeiten gesprochen, geflüchtete Menschen in ihre Betriebe zu integrieren: „Praktika sind ein guter Einstieg. Die Arbeitgeber lernen auf diese Weise die Menschen gut kennen. Im nächsten Schritt können wir gemeinsam individuelle Wege erarbeiten - bis hin zu einer geförderten stufenweise Qualifikation zur Fachkraft".
Schönefeld ist überzeugt, dass die geflüchteten Menschen für NRW zwar eine Herausforderung darstellen, die Möglichkeiten des Landes aber nicht überfordern: „Wir sind auf einem guten Weg. Es kommt nun darauf an, dass die Menschen, die bereits wichtige Schritte hin zum Arbeitsmarkt geschafft haben, jetzt auch eine Chance erhalten. Deshalb bauen wir auf die Kooperation mit der Wirtschaft. Im vergangenen Jahr haben bereits rund 13.000 Menschen1 aus den acht häufigsten Herkunftsländern den Sprung in Arbeit und Beschäftigung geschafft. Wenn man bedenkt, dass viele sich erst sehr kurz in NRW aufgehalten haben, ist das eine Zahl, die zuversichtlich stimmt." Die Agenturen für Arbeit konnten zudem 2.157 jungen geflüchtete Menschen identifizieren, die trotz ihrer erst kurzen Aufenthaltszeit alle Voraussetzungen mitbrachten, eine duale Berufsausbildung in Deutschland erfolgreich aufzunehmen und abzuschließen. Von diesen Bewerbern fanden 619 eine Ausbildungsstelle.
In den Jahren 2015 und 2016 sind insgesamt 1,17 Millionen Menschen nach Deutschland geflohen. Rund 248.000 Menschen beantragten, verteilt nach dem sogenannten Königsteiner Schlüssel, in NRW Asyl. Fast 112.000 der in NRW anerkannten Asylsuchenden befinden sich im erwerbsfähigen Alter zwischen 15 und 65 Jahren.
1 Der Jahreswert für 2016 der Integrationen geflüchteter Menschen in NRW wird aktuell nur für gesamt NRW angegeben. Die acht wichtigsten Herkunftsländer sind Afghanistan, Eritrea, Irak, Iran, Nigeria, Pakistan, Somalia, Syrien.
Quelle: BA, Regionaldirektion NRW, 19. Januar 2017